Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Mainz-Stadt
Der Gedanke, die bisherige Brandbekämpfung durch organisierte, auf freiwilliger Basis arbeitende Feuerwehren zu ersetzen kann erstmals Anfang der 40 Jahre des 17ten Jahrhunderts auf und nahm in Mainz 1845 konkrete Gestalt an. Die Turnmeister Mämpel und Müller erhielten vom Bürgermeister Feuerspritzen, an denen die Mitglieder der unter ihnen geleiteten Turnvereine ausgebildet wurden. Seit 1848 war auch der Bildungsverein für Arbeiter im Besitz einer Feuerspritze. In diese Zeit fiel die Gründung der freiwilligen Feuerwehr Mainz. Als deren Gründer ist der damals 38-jährige Schornsteinfegermeister Carl Weiser genannt. Weiser absolvierte seine Ausbildung bei den Sapeur Pompiers in Paris, der Pariser Feuerwehr. Er wurde am 26. Oktober 1849 zum technischen Branddirektor ernannt und damit an die Spitze des Mainzer Feuerlöschwesens gestellt. Unter seiner Führung entwickelte sich die freiwillige Feuerwehr, die mit 141 Mann und 16 Feuerspritzen aus zwei Divisionen zu jeweils zwei Zügen bestand. Wer Feuerwehrmann werden wollte, meldete sich freiwillig und wurde für mindestens fünf Jahre verpflichtet.
Mit der Stadtverwaltung hatte es Weiser anfangs nicht leicht. Es kostete ihn viel Einsatz, um für seine Mannen Uniformen zu erhalten. Bereits gelieferte Stoffe blieben im Rathaus liegen, bis sich die Motten einnisteten. Erst als Weiser mit Rücktritt drohte, lenkte die Stadt ein.
Die erste große Bewährungsprobe bestand für die Freiwillige Feuerwehr bei der Pulverexplosion am 18. November 1857, als der Pulverturm durch die Explosion von 200 Zentnern Sprengstoff, 700 Granaten und 240 Zündern in die Luft flog und einen ganzen Stadtteil zerstörte. Dabei wurden 153 Menschen getötet, Hunderte schwer und Tausende leicht verletzt. Mehrere Tage und Nächte retteten die Helfer unter der Leitung von Weiser die Lebenden aus den Trümmern der eingestürzten Häuser, bargen die Toten und löschten zahlreiche, immer wieder aufflackernde Brände.
Ein bedeutendes Datum in der Geschichte der Mainzer Feuerwehr ist der 1. Januar 1864. Erstmals wurde eine Nachtfeuerwache eingerichtet. Damit war die Einsatzbereitschaft der Floriansjünger rund um die Uhr gewährleistet. Außerdem hatten die Verantwortlichen aus der Tatsache, dass bei früheren Brandeinsätzen Löschwasser immer nur in ungenügender Menge zur Verfügung stand, die Konsequenzen gezogen. Man verlegte - zunächst nur in einem begrenzten Bereich – unterirdische Rohrleitungen mit Hydranten, aus denen das Löschwasser entnommen werden konnte. Von 1882 bis 1899 erhöhte sich die Zahl der Hydranten in Mainz von 52 auf 869. Auch der Schlauchvorrat wuchs im gleichen Zeitraum von 892 Meter auf 5097 Meter an.
Ihren schwärzesten Tag erlebte die noch junge Freiwillige Feuerwehr am 16.Juli 1865. Damals wurde bei einem Einsatz in der Gaugasse 75 ihr Gründer und Vorbild durch einen einstürzenden Schornstein erschlagen. Zuvor schaffte es Weiser noch, seine Kameraden vor der Gefahr zu warnen und rette ihnen somit das Leben. An seinem Grab standen nicht nur seine Feuerwehrkammeraden und Freunde. Auch die Mainzer Bevölkerung nahm großen Anteil am Tode Carl Weisers. Die Nachfolge des Verstorbenen trat sein Bruder an, der sich stets Bemühte, das Erreichte zu erhalten und zu sichern.
Im Jahre 1866 wurde im „Gartenfeld“ eine weitere Feuerwehr gegründet und als 5. Zug angeschlossen.
1874 lud die die Freiwillige Feuerwehr anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens zu einer großen Feier ein. Mit von der Partie waren Behörden und die Bürgerschaft. Mainzer Frauen stifteten den Floriansjüngern eine Fahne. Acht Jahre später trat der bei der Berliner Feuerwehr ausgebildete Architekt Franz Pricken als Branddirektor an die Spitze der Mainzer Feuerwehr. Zum Nachfolger wurde Jahre später der Ingenieur Anton Darapski ernannt. Im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums gab Fritz Pricken eine Denkschrift heraus.
1906 splittete sich die die Mainzer Feuerwehr in die Berufsfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr auf. Aus den Reihen der FF formierten sich 6 Männer als ständige Wache. Mit dem Fall der Festungsmauern, der fortschreitenden industriellen Entwicklung und der Eingemeindung von Vororten entwickelte sich der Berufsfeuerwehr zu einer schlagkräftigen Einrichtung der öffentlichen Sicherheit.
Die freiwillige Feuerwehr wurde fortan im Bedarfsfall zur Verstärkung herangezogen. Sie hatte zudem die Aufgabe, als Repräsentantin der Mainzer Feuerwehr Sicherheitswachen in Theatern, Zirkussen, Messen und ähnlichen Veranstaltungen zu stellen.
Die Leitung der beiden Feuerwehren lag bis 1918 in Händen von Maschinen-Oberingenieur und Branddirektor Darapski. Ihm folgte bis 1921 Brandinspektor Leischner. Am 1. April 1921 wurde der ehemalige Stadtbaumeister Albert Noehl hauptamtlich zum Branddirektor der Berufsfeuerwehr berufen. Unter seiner Leitung erreichten die Mainzer Feuerwehren einen technischen Höchststand. Nach 1921 stand der Oberbrandmeister Burg der Freiwilligen Feuerwehr Mainz-Stadt vor.
Zwischen 1930 bis Mitte Juli 1951 hatte Wehrführer Ludwig Klaus das Zepter fest in der Hand. Die Bombennächte des zweiten Weltkrieges stellte die Mainzer Feuerwehr vor außergewöhnliche Aufgaben. Ein Großteil der Feuerwehrkammeraden verlor dabei ihr Hab und Gut, andere sogar ihr Leben.
Nach der Kommandoübergabe 1951 leitete der Brandobermeister Karl Jouaux die Geschichte der Wehr bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Feuerwehrdienst. Anschließend stand die Wehr kommissarisch unter der Leitung von Karl Traxel.
Im Februar 1970 stiegen die Pegel des Rheines rapide an. Die FF Mainz-Stadt konnte zusammen mit den anderen zehn freiwilligen Mainzer Feuerwehren, der Berufsfeuerwehr, dem THW, der Bundeswehr und der Polizei ein Brechen der Deiche verhindern. Nachdem die Pegel mit Höchststand von 7,40 Meter erreicht waren, sank das Wasser wieder. Anschließend mussten zahlreiche Keller ausgepumpt werden.
Im Januar 1971 wurde die FF Mainz-Stadt zu einem Großbrand bei der Firma Linde in Wiesbaden allarmiert. Hier brannte ein Lager mit Kunststoffen, Verpackungsmaterialien und Druckgasflaschen. Etwa 60 Fahrzeuge und 231 Feuerwehrleute aus Wiesbaden, Mainz und Umgebung waren im Einsatz. Aufgrund der enormen Hitze des Feuers gaben die Stahlträger der Halle nach - sie stürzte in sich zusammen. Leider wurden dabei zwei Kammeraden von den Trümmern begraben und verloren ihr Leben.
Im Februar 1971 trat dann Brandhauptmeister Hermann Kohl an die Stelle von Karl Traxel und wurde Wehrführer.
Im Dezember 1977 wurde die Freiwillige Feuerwehr Mainz-Stadt erneut zu einem Großbrand gerufen. Im Mainzer Stadtteil Weisenau brannte es bei der Firma Soya. In einer Anlage in der Soya-Öl mit Leichtöl aus den Bohnen gewaschen wurde, hatte es aus unbekannten Gründen Funken gegeben. Beim Eintreffen der Feuerwehr schlugen die Flammen bereits 50 Meter hoch in den Himmel. Erst drei Tage später konnte „Feuer aus!“ gemeldet werden.
Ein weiterer Großbrand ereignete sich in den Morgenstunden des 18. September 1981 in Gonsenheim. Ein Holzlager brannte mit bis zu 15m hohen Flammen. Obwohl das Feuer bereits zwei Stunden nach Eintreffen der Feuerwehr unter Kontrolle war, dauerten die Löscharbeiten bis zum Morgen des 19. Septembers an.
Wegen Brandstiftung wurde die freiwillige Feuerwehr Mainz-Stadt am 21. Mai 1986 in die Parcusstraße allarmiert. Hier brannten der Treppenraum und mehrere Stockwerke eines Wohn- und Geschäftshauses. Insgesamt 26 Menschen wurden über Drehleitern gerettet, bevor Teile der Fassade einstürzten. Für einen Hausbewohner kam die rasche Hilfe leider zu spät – Sein Leichnam wurde erst später in den Trümmern gefunden.
Zwei Jahre später, 1988 kam es wegen eines Feuers in der Mainzer Uniklinik zu einem erneuten Großeinsatz der Feuerwehr. In der Nacht zum Karfreitag brach es in der Chirurgie aus. Innerhalb einer Stunde wurden 218 Patienten aus der Intensivstation und dem Bettenhaus evakuiert. Der Feuerwehr Mainz eilten Feuerwehren aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet zur Hilfe. Patienten und Klinikpersonal kamen mit dem Schrecken davon, während 4 Feuerwehrleute leicht verletzt wurden. Der Sachschaden betrug 50 Millionen Mark.
1991 kam es zu einem Feuer beim Autoimporteur Chrysler im Mainzer Stadtteil Mombach. Die 30 Meter hohen Flammen wurden von der Feuerwehr mit sieben Wasserwerfern und zahlreichen Strahlrohren im Innenangriff bekämpft.
Nach einer Explosion bei der Firma Schmidt (ebenfalls in Mombach) kam es 1993 zu einem weiteren Großbrand. Mit 14 Strahlrohren, zwei Schaumrohren und einem Pulverlöscher brachten 50 Feuerwehrleute der Werk-, Berufs- und freiwilligen Feuerwehr unter schwerem Atemschutz das anschließende Feuer unter Kontrolle. Ausgelöst wurde die Explosion durch ausströmendes Hexan.
Nach 26 Jahren übergab Hermann Kohl 1997 die Wehrführung an Klaus Heigl. Zeitgleich wurde die Jugendfeuerwehr Mainz-Stadt sowie der „Verein zur Förderung der Freiwilligen Feuerwehr Mainz-Stadt 1849 e.V.“ gegründet.
Ein Jahr später (1998) wurde Stephan Grübel Wehrführer der FF Mainz-Stadt. Im Folgejahr feierte die Wehr ihr 150 jährigen Jubiläum auf dem Rathausplatz.
2003 kam es zu einem erneuten Großaufgebot der Mainzer Feuerwehr. Im Kronberger Hof brach ein Feuer aus. Das Bowlingcenter „Citybowling“ und ein Restaurant vielen dem Feuer zum Opfer.
2004 übernahm der bisherige stellvertretende Wehrführer Stefan Diaz die Wehrführung. In den folgenden Jahren wurde immer deutlicher, dass die räumlichen Gegebenheiten in der Neubrunnenstraße nicht mehr den Anforderungen an ein Gerätehaus entsprechen. In Verbindung mit dem maroden Zustand der Feuerwache 2 (Feuerwache der Berufsfeuerwehr) kristallisierte sich bald eine gemeinsame Lösung heraus. So begannen die Pläne für die Errichtung einer gemeinsamen Wache für Berufsfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr Mainz Stadt. An der Ausarbeitung dieser Pläne war die Wehrführung der FF-Stadt aktiv beteiligt. Diese Arbeit zahlte sich aus und so konnte im Februar 2011 der Baustart der "Feuerwache Rheinallee" gefeiert werden. Nachdem diese wichtige Etappe für die FF-Mainz Stadt geschafft war, verkündete Stefan Diaz aus persönlichen Gründen seinen Rücktritt als Wehrführer. In den folgenden Monaten wurde der bisherige stellvertretende Wehrführer Boris Seipp zum neuen Wehrführer gewählt und ernannt. Der Umzug in die neuen Räumlichkeiten wurde am 07.03. und 08.03.2014 vollzogen.
Am 15.05.2015 musste das LF 16-TS spontan zur FF Mainz-Ebersheim abgegeben werden. Seit diesem Zeitpunkt steht in unserem Gerätehaus ein LF 20, welches sowohl von uns als zweitausrückendes Fahrzeug und von der BF als Reservefahrzeug genutzt wird.
Fortsetzung folgt…